Die Eiserne 2024

18.12.2024

Es fing bereits am Vortag an, den chicen Octavius aufladen- wobei mir das noch gar nicht auffiel, dass chic.

Hatte noch kaum mit 8ern zu tun… viele Hände begannen, ihn in der Mitte auseinanderzuschrauben, nebenbei schnurrend und trotzdem versuchend, einen konkreten Auftrag zu erhaschen: hol den «Pyji», nimm den richtigen Teil, hier die Muttern müssen ab, wo fass ich an, um die zwei grossen Bootsteile voneinander zu trennen- verkeilen sich logischerweise, wenn man an den Enden zieht und zuckelt… , Vorsicht die Pyjiteile sind verschieden, einer gehört übers Heck… an einigen Ecken und in der Mitte wird gewerkelt und schön ist schon der Bug verpackt, umwickelt, geschützt, verbunden…

Man ahnts: als der Schlitz fehlt, um die Hülle über das Heck zu ziehen, wo sich tatsächlich ein Schwert befindet… buchstabieren wir alles wieder rückwärts, wickeln aus und wieder ein- tut uns nichts, die Sonne scheint, ein prächtiger Tag, irgendeiner macht Profilfotos, Stephan Camenzind belädt den Hänger, alle sind entspannt, gut gelaunt und freuen sich auf die Eiserne morgen. Wir stapfen durch Tiefschnee…

Am Bootshaus waren viele schon sehr fleissig, alles ist bereits vorbereitet – es geht gleich los, ein paar Hände werden noch geschüttelt, Namen gesucht, die einem dann Minuten später auch einfallen.

Boah die Achter runtertragen! Ob mein Kopf deshalb morgens etwas starr war? Ich hab’ ein bisschen Angst und versuche mich zu orientieren, frage nach einem Plan. Marcel, der junge, ist frech, meint, man solle sich überraschen lassen- «parallel zum Fluss, über beide Treppen gleichzeitig, zammerutsche»- das zu verstehen, wenn man’s noch nicht gesehen hat? Es gelingt! Aber es waren nicht nur 9 Leute, die anpackten!

Und schon sitze ich im Damenachter und wir starten als Erste und sind direkt weg und alles ist ruhig. Octavius, so ein schönes Boot, so neu und unverkratzt glänzend liegt es im Wasser und gleitet dahin… was soll ich nur schreiben, wenn das alles so ruhig ist und sonst keiner zu sehen ist- ah jetzt purzelt doch grad nochmal jemand Helles Weisses am Ufer über die ganzen Ruderblätter, autsch, das tut auch beim Zugucken weh! Ist eben doch nicht ohne, das Boote tragen! Wieder Ruhe, kraftvoll rudern mit all den Damen im Doppelachter, Gedankenschweifen.

Damenachter - Was könnte das bedeuten, als Akronym gesehen?  D A M E N -D wie Doppelachter, wie Doppeladler (naja ein Adler steht still und gelb in Ellikon am andern Ufer, ein deutscher - lahm… ABER: dass wir Ellikon erreichten, freute alle!!!  (Streichfähig sei sie bei der Ankunft gewesen, meint Renée, ja wir haben schon was getan und spüren es! Letzjahr ergaben wir uns der Strömung und kehrten irgendwo um.) A wie ??? mir will nix einfallen. Vielleicht rückwärts gelesen? N wie Nicht, E wie Eine, M wie Meckert, A wie An, D wie Dir – rum: nicht eine meckert an Dir (rum)

Super, freu ich mich- boah, das fiel mir jetzt aber schnell ein, sowas! Gefällt mir! Wahrscheinlich sind wir wirklich ein ganzes Boot voll mit 9 friedlichen Damen! Muss man sich mal vorstellen! Wie die Herren es wohl haben? Aus der La Seille (gemischte Besetzung) wurde gemeldet, dass sich Steuerfrau Doris wie eine Prinzessin in einer Sänfte fühle, schlicht wunderbar- was kommentiert wurde mit ‘sie solle sich wieder melden, wenn sie zur Eiskönigin geworden sei, Auftauen sei möglich’.

Alle anderen Boote sind weit weg, wir sehen nix, fahren stet, gucken mal ins klare Wasser, staunen über die Schönheit der dunkelgrünen Steine, machen kurze Pause, weiter…Die Brücke! Warnung, Alfons macht Fotos und Martin auch am Drücker…Lächeln bitte…Also schön weiter. Strengt an, ja schon, bisschen. Ist schön, so ein langes Boot, so viele Blätter, so viele Menschen zusammen.

Die Badenden… wirkt so klassisch, wie die da am Ufer Handtücher um sich schlingen, Köpfe aus dem Wasser ragen lassen, balancieren beim Umziehen. Kurz zu dippen hätte ich auch Lust.

Beim nassen Ausstieg komme auf meine Kosten. Bis wir alle Boote aus dem Wasser geholt haben, spür ich meine Füsse gar nicht mehr. Renée freut sich, dass sich ihre Socke bereits durchs Rudern vom Fuss gewickelt hat (das übt sie scheint’s bei jeder Fahrt ab Kilometer 2). Und jetzt über diese feuchten Füsse die Strümpfe wieder anziehen, einbeinig balancierend- das würde sich also auch lohnen, zu üben - aus den Augenwinkeln seh’ ich, wie jemand im Sitzen bei dieser Übung die Balance verliert und nach hinten kugelt, grinse still.

Beim Zmittag im Sternen ist es so laut, dass ich mich auf die Stille im Boot später freue. Wir sind vierzig fröhliche Leute! Und in dieser schallend lachenden Ecke da vorne am Fenster würd’ ich auch gern sitzen, wer weiss, was es da zu berichten gäbe!

Wieder auf dem Wasser horche ich. Die regelmässigen Rudergeräusche. Dummerweise finden sich keine lautmalerischen Worte, um dieselben zu beschreiben.

Wie wohl eine Komposition klänge? Nähme man ein Schlagzeug? Wie könnte man das Streichen der Blätter durchs Wasser imitieren? Und das Drehen in den Dollen? Klackert es? Wär’ das langweilig, das zu vertonen, viel zu regelmässig?... ich versuche mich in derlei Gedanken, da höre ich von Weitem Klänge, Alphorn-Gruss von Dani Vögeli am Ufer- so schön, cool! Wär’ doch eine Pause wert, ein lauschendes Schweben zum Gruss…

Mein Wunsch dringt nicht zur Steuerfrau, wir fahren weiter, auf die Beine! Wir schicken einen Ersatzträller durch die Luft. Denn nach der Brücke erwarte uns eine Überraschung! verkündet Renée. Soso.

Ja auf die Beine, auf die Füsse, schöne Schläge, volle Kraft, da es gelte, den Piz einzuholen! Du liebe Güte- drum keine Zeit für den Hornklang! Kann sein, dass meine Motivation etwas kümmerlich war in diesem Moment.

Wie gut und schnell in Eglisau alles versorgt und verräumt wird, ist bekannt! Chapeau! Und Dank! Auch Martin Hirzel, Landjohann und Fotos, Stephan, Marcel Krämer für die Organisation und auch René Müller für seinen Octavius.

Schön war’s. Herzlichen Dank allen!

Franziska Pflug